Vergib mir Wenn ich dir nun sagen muss dass die Tage kürzer werden die Vögel dem kalten Wind entfliehen können Du es aber nicht kannst Vergib mir wenn ich dir nun beichten muss dass die Kälte keine Scheu hat dich zu packen mit Haut und Haar Seele und Verstand; bitterer Frost Vergib mir wenn ich dir nun erklären muss dass der blaue Himmel verfliegt die Sonne sich versteckt die Blätter so kraftlos zu Boden fallen die kalte Erde unfruchtbar für das Schöne die Kerze den Raum muss wärmen das Feuer es lodert das Wachs schon zu Boden das Infernum am Höhepunkt Doch es bleibt kalt tief in dir drin Vergib mir wenn ich dich nun frage wer wärmt dich?
Monat: September 2019
Die Unantastbarkeit der Gefühle – Long distance
Mir wäre es lieber, ich hätte dich einmal, nur einmal, berühren können- und müsste mir anschließend nur die Hände waschen, um nichts mehr zu fühlen, um dich und den Schmerz nicht mehr wahrzunehmen. Stattdessen existiert nur die Erinnerung an dich und deine Worte – mein Kopf voller Situationen, die es doch niemals in die Realität geschafft haben – hätten sie es denn überhaupt?
Vielleicht
Wie soll man es also schaffen, etwas Unantastbares, etwas ohne einen Hauch von Wirklichkeit, Physik, Körpern, Raum und Zeit, ohne Nähe, ohne die Anwesenheit des Anderen, nicht mehr zu fühlen? Wie hat man es überhaupt geschafft, etwas unter diesen Umständen zu fühlen?
Irgendwie, irgendwie schafft man es. Ich frage mich nur, wie.
Die Vorstellungskraft des Menschen scheint schier unbändig, unzähmbar. Wie schafft man es sonst, sich in bloßen Worten und Sätzen so sehr zu verlieren, dass es zur Quelle des Glücks wird?
Langsam und doch so schnell, unschuldig und doch so hemmungslos.
Ich wünschte, ich könnte dir schlichtweg aus dem Weg gehen, an dir vorbeilaufen, dir ausweichen, dich ignorieren – im Alltag – um dieses Ende fassen zu können. Das Ende von was?
Von Nichts und doch so Vielem.
Stattdessen sitze ich nun hier, weit weg von dir und weiß nicht wohin mit mir. Wie ist es möglich, etwas zu verdrängen, das doch niemals da war? Etwas, das nur in meinem Kopf stattfand – ohne einen Hauch von Tastbarkeit. Pure Imagination?
Es muss möglich sein.
Der Alltag muss möglich sein.
Wenn es dir genau so geht – und es dir gelingt, etwas Unantastbares zu ertasten- verrate mir, wie du dies schaffst. Wenn du darin besser bist als ich, zeige es mir doch bitte. Zeige mir, wie es dir gelingt. Vermutlich bist du darin besser und geübter als ich. Vielleicht gelingt es mir ja dann, alles zu vergessen – etwas Unantastbares zu vergessen.
Will ich all das vergessen?
Willst du es?
Wenn ja – verrate mir, wie.